Do., 21.09.2023 | 20 Uhr

1. Streichquartett

Lysios Quartett:

Jeongyoon Kim – Violine

Gregory Ambartsumian – Violine

Hyunil Yang – Viola

Vera Nebylov – Violoncello

mit einem jungen Streichquartett, 2022 in Essen gegründet, starten wir mit Ihnen ganz klassisch in die neue Saison 2023/2024. Die Künstler des Lysios Quartetts stammen aus Südkorea, der Ukraine und Russland und sind Preisträger der Richard – Dörken Stiftung. Der Name Lysios ist der Begleitname des griechischen Gottes Dionysos, dem Gott des Weines, und bedeutet Sorgenbrecher. Musik als Sorgenbrecher? Verheißungsvoller kann eine Saison nicht starten. Musikalisch spannt sich der Bogen von Mozart über Brahms bis hin zum zeitgenössischen Komponisten Jörg Widmann.

Mit einer dunklen und stürmischen Tragödie startet der erste Satz des C-Moll Quartetts von Johannes Brahms. Aus einem kurzen Motiv heraus entwickelt Brahms den massiv-orchestralen Klang des Kopfsatzes und des Finales. Dabei werden die Streicher zerrissen zwischen der Verzweiflung und der Melancholie einer zutiefst verstörten Seele. Seine Maßlosigkeit in klanglicher Hinsicht macht ihn zu einem der erschütterndsten Bekenntnisse des Melancholikers Brahms. Die beiden Mittelsätze, das Adagio und das Allegretto, geraten zu einer Romanze im Stil eines „claire de lune“ und einem Scherzo mit klanglich delikatem Ländler. Johannes Brahms fühlte sich dem hohen Anspruch der Gattung erst nach 20jährigen Vorarbeiten gewachsen, bevor er 1873 seine ersten zwei Quartette veröffentlichte. Zuvor hatte er nach eigenen Angaben 20 bereits fertiggestellte Streichquartettkompositionen wieder vernichtet.

Sein Streichquartett in C-Moll geht über das Maß dessen, was vier einzelne Instrumente an Kraft leisten können. Am heikelsten für die Interpreten ist aber die Energie dieser förmlich zerberstenden Musik, die die Grenzen eines Streichquartetts kaum noch respektiert.

Mozarts B-Dur Quartett mit dem Beinahmen „Jagdquartett“ entstand 1782/1783 und ist eines der sechs Quartette, die er Joseph Haydn gewidmet hat. Sein Begleitname rechtfertigen die Hornfanfaren des Hauptthemas des ersten Satzes und dessen gleichsam „galoppierendem“ Sechsachteltakt. Dabei spielen neben der lyrisch-gesanglichen Schönheit mozartscher Themen vor allem Jagdthemen und Jagdfanfaren eine gewisse Rolle, was mit den Hoch-B Hörnern der Mozartzeit zu tun hatte. Deren Klang ahmte er mit dem Klang der Streicher nach. Wir hören zu Beginn einen förmlichen Hornruf, der dann in eine liebliche Pastorale übergeht. Das Menuett hat Mozart durch und durch höfisch angelegt. Im Trio hören wir einen Ländler der ersten Geige. Bevor das Finale uns mit einer ausgelassenen Tanzlaune entlässt, erklingt das Adagio als Höhepunkt des Quartetts. In Es-Dur, der pathetischten Tonart der Wiener Klassik, ist es eine Quartettimitation der „Air pathetique“, wie die Zeitgenossen die Abschiedsarien der Kastraten der Opera seria nannten.

Hören wir da Vertrautes? Ja und Nein. Jörg Widmanns drittes Streichquartett aus einer Serie von fünf Streichquartetten, das Jagdquartett, basiert auf den ersten Takten des ersten Satzes von Beethovens siebter Symphonie. Aber der gerade 40jährige deutsche Komponist Widmann wagt hier etwas, was Beethoven sich nicht trauen konnte: Den fußstampfenden punktierten Rhythmus als Basis zu gebrauchen für eine Exploration an musikalischer Gewalt, Extreme und Dissonanz, die zu einer musikalischen Jagd wird und weiter geht als die figurative Jagdmotive der Romantik oder des Jagdquartetts eines Mozarts. Widmann reizt das latente Sadismus- und Humorpotential dieses Genres aus. Am Ende verschwören sich die drei hohen Streicher und jagen symbolisch das Cello und töten es.

Programm:

Johannes Brahms (1833-1897)

Streichquartett op. 51 Nr. 1 C – Moll

Allegro, II. Romanze. Poco Adagio, III. Allegro molto moderato e comodo, IV. Allegro

 

A. Mozart (1756-1791)

Streichquartett KV 458 Nr. 17 „Jagdquartett“ B-Dur

Allegro vivace assai, II. Menuetto, Moderato, III. Adagio, IV. Allegro assai

 

Jörg Widmann   geb. 1973

Streichquartett Nr. 3 „Jagdquartett“

 

Eintrittspreis: 25.00 Euro

Vorverkauf bei Bücher Beckmann in Werne.

Wir danken der Werner Richard-Dr. Carl Dörken Stiftung für ihre großzügige Unterstützung.

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